Garrincha – Die Legende

Als Vorbild für sein Stück Garuma diente dem Autor
Ad de Bont die Fußballlegende Garrincha.

Garrincha wurde als Manoel Francisco do Santos am 28. Oktober 1933 in Pau Grande, einem Armenviertel am Rande von Rio de Janeiro, in eine Familie mit 16 Kindern geboren. Durch eine Kinderlähmung waren seine Beine verkrüppelt. Erst eine riskante Operation ermöglichte ihm zu laufen, aber seine Beine blieben entstellt: Das linke war X-beinig, das rechte O-beinig und sechs Zentimeter kürzer als das linke! Von einem seiner älteren Brüder erhielt er den Spitznamen Garrincha – die Bezeichnung eines kleinen, hässlichen Vogels aus der Region.

Sturmpartner von Pelé

Mit 17 Jahren tauchte er beim Probetraining von Botafago auf. Seine Mitspieler waren vom Anblick seiner Beine entsetzt. Nachdem er mehrere etablierte Starspieler mit seinen Dribblings schwindlig gespielt hatte, bekam er einen Spielervertrag. Gleich in seinem ersten Spiel schoss er drei Tore und führte die Mannschaft als Rechtsaußen später zu drei Meisterschaften. Zum Nationalspieler wurde Garrincha 1957 berufen und hatte als kongenialer Sturmpartner Pelés großen Anteil am ersten WM-Titel Brasiliens bei der Weltmeisterschaft in Schweden 1958.

Bei der folgenden WM 1962 in Chile wurde er nach dem Ausfall Pelés zum wichtigsten Spieler Brasiliens sowie zum Torschützenkönig und besten Spieler des Turniers. In 54 Länderspielen erzielte er 34 Tore. Mit ihm gewann Brasilien fast 90% seiner Spiele. Mit den Jahrhundertspielern Garrincha und Pelé gemeinsam auf dem Feld verlor Brasilien nur ein einziges Mal: Die Niederlage im letzten Gruppenspiel der WM-Vorrunde in England wurde so zu seinem traurigen Abschiedsspiel.

Ende einer Karriere

Garrinchas Brillianz auf dem Fußballfeld spiegelt sich in seinen zahlreichen Ehrennamen: Der „Engel mit den krummen Beinen”, der „Stolz des Volkes” und der „Chaplin des Fußballs”.

Seine Trainer verzweifelten oft an diesem großen Individualisten, der sich keinen taktischen Zwängen unterordnen wollte und seine Alleingänge ausschweifend zelebrierte. Als er jedoch 1963 in einen Autounfall verwickelt war, musste er erneut operiert werden. Nie mehr konnte er danach an seine früheren Leistungen anknüpfen. Weitere Verletzungen führten schließlich zum Ende seiner Fußballkarriere.

Vom König zum Obdachlosen

Der legendäre Dribbelkönig konnte kaum lesen und schreiben, hatte drei Ehefrauen und unzählige Geliebte, zeugte 13 Kinder und adoptierte noch sechs dazu. Es war ein Riesenskandal, als er 1963 seine damalige Ehefrau und acht Kinder verließ, um eine brasilianische Sängerin zu heiraten.

Gegen Ende seiner Karriere musste er seiner Alkoholsucht und den vielen rauschenden Festen Tribut zollen. Obdachlos, völlig vereinsamt und von schwerer Leberzirrhose gezeichnet, starb der grandiose Fußballkünstler im Alter von nur 49 Jahren. Zu seiner Beerdigung 1983 in Rio de Janeiro erwiesen ihm über 100.000 Menschen die letzte Ehre. Auf seinem Grabstein steht: „Er war ein liebes Kind/Er sprach mit den Vögeln.”

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